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1. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 31

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
— 31 einem schrecklichen Saufteufel, zu mir flüchtete und ich sie wie eine Schwester aufnahm und erquickte, mußte ich unwillkürlich noch an jene Vesperstunde denken. Ach, es kommt alles wie- der herum! Wir sollten daran denken in der Jugend, und wir sollten daran denken, wenn’s uns gut geht. Es kommt alles wieder herum. Dankbare Erinnerungen bewahre ich aus jener schlimmen Zeit noch an drei alte Frauen, und immer sind es die Oktoberstürme, welche diese Erinnerungen, wenn sie einmal längere Zeit erloschen schienen, wieder rütteln, wecken und anfachen. 4. Es war schon über die Mitte des Oktobers hinaus, als ich noch mit einem großen Tagelöhnertrupp auf der großen Kar- toffelbreite vor dem kleinen Hagen hockte. Rodemaschinen gab’s damals noch nicht; die jüngeren Frauen, sowie die Burschen und Männer rodeten mit der dreizackigen Grepe, und die alten Frauen mit den Kindern lasen die Kartoffeln auf, indem sie auf den Knien hinter den Rodern herrutschten, mochte der Boden trocken oder naß sein. Wenn dann die Stürme, die sich vor dem Hagenwalde stießen und gleichsam stauten, den Regen und Reif zwischen uns peitschten und ich in meinem dürftigen Leinen- rocke schwarz und blau fror und keinen Finger mehr krumm machen konnte, dann haben mich die drei Alten allemal eng zwischen sich genommen, mich rechts und links gedrückt und gewärmt und mir alles vor der Hand weggelesen. „Deine Mutter hat uns auch oft was Gutes getan,“ sagten sie und erzählten so viel und mit so viel Liebe und Anhäng- lichkeit von der Teuern, daß auch der schlimmste Tag, daß selbst Eis und Schnee das Glücksgefühl in meinem Herzen nicht auszu- löschen vermochten. So war es eigentlich die Mutter, die mich wärmte, mich tröstete; sie hatte sich in den Herzen der Frauen ein Kapital ge- sammelt, von dem ich nun die Zinsen zog. Ach, welch ein Segen ist doch eine gute Mutter! Wie nach Sonnenuntergang der Abend- himmel noch lange in milder, schöner Glut steht, so steht das Andenken einer edlen Mutter noch lange vor den Augen der Lebenden, und der Segen ihres Lebens strahlt nach ihrem Tode noch viel länger fort in dem Leben ihrer Kinder. Heinrich Sohnrey (Friedesinchens Lebenslauf).

2. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 81

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
81 Nachmittags drehte das Schiff bei, um zu loten. „Fünfzehn Faden; Sand mit roten Steinchen!" lautete der Bericht des Steuermannes. „Hurra!" jubelt die Mannschaft, „Borkum-Riff! Morgen sind wir da und feiern Neujahr daheim." Ja, es war deutscher Boden, den der mit Talg gefüllte, ausgehöhlte Fuß des Lotes heraufgebracht hatte. Von der Insel Borkum streckt sich ein schmaler Streifen nordwärts fünf bis sechs Meilen weit. Er ist mit diesem rötlichen Sande bedeckt, der sich sonst nirgends in der Nordsee findet. Dieser Streifen heißt Borkum-Riff, und wenn die Schiffe ihn anloten, dann gibt er ihnen genau ihre Lage an. Deutscher Boden, Heimat — endlich, nach so langer, langer Zeit! Wie freudig klopfen die Herzen! Der Kapitän hat, auf dem Halbdeck stehend, die Meldung des Steuermannes empfangen. O, auch er sehnt sich von Herzen nach der Heimat, nach Weib und Kind, von denen er so lange getrennt gewesen. Auch er hofft, das neue Jahr mit ihnen zu feiern, die in banger Sorge seiner Rückkunft geharrt. Aber noch spiegelt sich auf seinem Antlitz keine Freude; denn bange Zweifel verscheuchen sie. Dort am Horizonte tauchen viele Segler auf. Er mustert jeden scharf mit seinem Fernrohre, doch nirgends zeigt sich, was er so eifrig sucht. Der Lotsenkutter mit der Flagge an der langen Stange, die ihn auf Meilen kenntlich macht, befindet sich nicht unter ihnen. Im Westen steigt langsam eine dunkle Bank drohend am Horizont empor, und das Barometer fällt. Wie lange wird das gute Wetter noch anhalten? Vielleicht bis zum nächsten Tage, vielleicht aber bricht auch schon in der Nacht der Sturm wieder los, und wer sagt, mit welcher Gewalt und Dauer in dieser Jahreszeit? Für den Kapitän hat ja der Sturm sonst nichts Furchtbares. Wie viele hat er in seinem Leben überstanden, wie viele selbst auf der letzten Reise! Wie sie auch tobten — mit einem guten Schiffe unter den Füßen nimmt der Seemann getrost den Kampf mit ihnen auf. Doch in engem Fahrwasser, ohne Sonne und Mond, mit unbekannten Strömungen und Untiefen, wie sie das Einlaufen in unsere nordischen Ströme so gefahr- voll machen, und durch die nur ein erfahrener Lotse den Weg führen kann — da hat eine dunkle, stürmische Winternacht ihre Schrecken. Die Brise frischt auf. Unter ihrem Drucke jagt das Schiff schneller und schneller durch die Fluten; aber auch jene finstere Bank steigt höher. Einzelne Flecken reißen sich von ihr los und jagen wild über die graue, bleierne Wolkendecke. Das Barometer bleibt im Fallen, und die Nacht bricht herein. Dietleins Deutsches Lesebuch Ausg. D Teil Iii. 8. Aust. st

3. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 170

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
170 schlaf kann nichts anderes sein als eine Anpassungserscheinung; er ist nicht plötzlich und auf einmal fix und fertig in die Welt getreten, er hat wie jedes Ding seine Geschichte. Und die denke ich mir etwa so: vor langer, langer Zeit - es ist ganz müßig, dieselbe in Jahren ausdrücken zu wollen —, gegen Ende der Tertiärzeit etwa, änderten sich, gleichgültig durch welche Ur- sachen, die Witterungsverhältnisse auf Erden. Es wurde kälter und kälter an den Polen, und sehr langsam, aber stetig eroberte sich die Kälte äquatorwärts neuen Boden, - aber in einem periodischen Wechsel von Vordringen und Zurückweichen, je nach dem Stand der Sonne zur Erde. Mit jedem Male indessen drang die Kälte etwas weiter und früher vor und wich etwas weniger weit und spät zurück; der Winter wuchs unmerklich während vieler Jahrtausende, er dehnte sich weiter nach dem Äquator hin aus, und er dauerte länger. Sehr allmählich muß dieser Prozeß vor sich gegangen sein, so allmählich, daß die Ahnen unserer winterschlafenden Säugetiere in ihrer Körperbe- schaffenheit eine so große Umwälzung durchmachten, daß diese ihr zufolge Monate ohne Nahrung, fast ohne Stoffwechsel überhaupt zubringen können. Welch lange Zeit gehört wohl dazu, eine Fledermaus, ein fliegendes Tier mit höchster Lebens- kraft, dahin zu bringen, daß sie aus einem gleichwarmen Tier für längere Zeit ein Wechsel warmes wird, daß die Zahl ihrer Puls- schläge von 200 in der Minute bei der wachenden auf 50 bei der in Schlafzustande befindlichen herabsinkt, daß der Blutumlauf in den Haargefäßen der Körperoberfläche aufhört, daß das Atmen beim tiefsten Winterschlaf fast gänzlich eingestellt wird, so daß sie ohne Schaden längere Zeit in unatembaren Gasarten gehalten werden kann! Es ist dieselbe Geschichte wie mit Milo, dem Athleten von Kroton, der ein Kalb von dessen Geburt an täglich einige Zeit trug, bis es eines Tages ein Stier geworden war! Viele Geschlechter von Fledermäusen hatten, als hierzulande während des Winters eine Luftwärme herrschte wie heutigestags in Süditalien, nicht nötig, lange und tief zu schlafen; nur selten und nur wenige Tage hintereinander wurde ihnen die Nahrungs- quelle abgeschnitten; aber von Geschlecht zu Geschlecht wurden solche Tage häufiger und folgten dichter aufeinander, — und von Geschlecht zu Geschlecht allmählich, ganz allmählich änderten sich bei unseren Tieren die physiologischen und teilweise die anatomischen Verhältnisse. Durch langwährende Vererbung wurde der Winterschlaf ein Teil ihres Seins, und der Schlaftrieb über-

4. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 206

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
206 sorgfältig, schaffen tote Kameraden hinaus, bessern an den Waben Be- schädigungen aus und bringen Hunderte von herabgefallenen Wachs- deckeln fort. Das ist ein Reinmachen, ein Fegen und Putzen im Innern der Wohnung, als wenn ein großes Fest in Aussicht stände! Nun kann es hinausgehen aus dem Winterquartier auf Besuch zu den Blumen! Durch hochtönendes Freudengesumm und kreisendes Umher- schwürmen geben sie ihr Wohlbehagen zu erkennen, wenn sie zum erstenmal ihrer engen Haft entlassen sind und im Strahle der jungen Sonne ihre Freiheit genießen können. Nun geht es zu den Kätzchen der Haselnüsse und Weiden, zu Schneeglöckchen, Tulpen und andern Blüten und Blumen, und vollbepackt wird der Heimweg angetreten. 2. Das alles ist die Aufgabe der dienenden Arbeitsbienen. Die Königin bekümmert sich um keine Maurer- und Bäckerarbeiten; sie ist dauernd an das Haus gefesselt. In die kleinen Zellen, welche sie fertig vorfindet, legt sie je ein Ei. Nach vier Tagen erscheint ans diesem die Larve als ein geringeltes Würmlein, und am einundzwanzigsten Tage schlüpft das ausgebildete Bienchen aus der Zelle. Wie liebevoll und fleißig bemühen sich die ältern Geschwister um die Kleinen! Sie füttern die Larven, liebkosen und putzen die Neugebornen und bereiten dann die Zelle zur Aufnahme eines neuen Eies vor, vergessen dabei aber auch nicht, die Königin zu streicheln und zu belecken und ihr reichliche Nahrung zuzutragen. Nach wenigen Stunden mischt sich die neugeborne Biene schon unter die andern und findet ihre Beschäftigung als Hausmädchen. Sie hilft beim Füttern, beim Reinhalten der Wohnung, beim Wegschaffen von Brocken und bei ähnlichen Geschäften. Dabei wird sie selbst reich- lich gefüttert. Nach einigen Wochen wird sie bei ihrer Hausarbeit von den inzwischen gebornen jüngern Schwestern abgelöst. Nun fühlt sie auch die Sehnsucht nach der Freiheit draußen. Als Laufmädchen fällt ihr nun vorzüglich die Aufgabe zu, einzutragen, und das geschieht den ganzen Sommer hindurch auf das fleißigste; nur an unfreundlichen, regnerischen Tagen bleibt man zu Hause. Die Königin aber legt auch in besondere Zellen Eier, aus denen sich nach einundzwanzig Tagen Drohnen entwickeln. Ist das geschehen, so bauen die Arbeiterinnen sechs bis zwölf große, flaschenförmige Zellen, in welche die Königin die Eier legt, aus denen Königinnen entstehen. Diese Prinzessinnenwiegen werden be- sonders sorgfältig gemacht und die jungen Larven mit besserer Kost genährt. Nach sechzehn Tagen hat sich eine junge Königin entwickelt. Nun gibt es großes Zerwürfnis in dem sonst so friedlichen und einträchtigen Bienenstaate. Für zwei oder gar noch mehr Königinnen ist in ihm

5. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 189

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
189 Seen Hunderttausende und aber Hunderltausende von Vögeln leben können, welche der geringsten Annahme nach an Fischen allein täglich mehr als 30000 kg zu ihrer Nahrung bedürfen nülssen. Dieses Zusammenleben der verschiedenen Vögel dauert beinahe die ganze Winterzeit hindurch, bis die stärker werdende Frühlingsonne ein- zelne vertreibt, andere aus dem Süden herbeizieht. Ende Februar schon sammeln sich die Scharen zu Reisegesellschaften. Man sieht abends un- geheure Züge von ihnen nach den Schlafplätzen stiegen; aber sie werden mit jedem Tage schwächer. In eben dem Maße, wie die Sümpfe aus- trocknen, verschwinden ihre Bewohner. Gegen die Mitte des März kommen die Wanderer von Süden an: in dem Weizenfelde schlägt die Wachtel; über der reifenden Ähre wiegt sich die Schwalbe; alle Gebüsche sind von Sängern belebt. Anfang April verschwinden die letzten nordischen Gäste. Diesen gewaltigen Sammelorlen der Wandervögel stehen die Gebirge Südeuropas freilich nach; allein auch sie sind von großer Wichtigkeit für unsere reisende Vogelwelt. Sofort nach Beginn des Zuges wandern ihnen zahlreiche Scharen nordischer Vögel zu; an diesen Gehängen, welche die selbst im Winter noch kräftige Sonne schneefrei erhalten hat, finden sie passendere Wohnorte als an den oben erwähnten Seen. Die größte Anziehungskraft üben die Wälder des innern Afrika mit ihren Flüssen und Regenseen und den mit ihnen zusammenhängenden Steppen; denn sie vereinigen in der Tat alles in sich, was einen Wanderer einladen kann, wochen-, monatelang zu verweilen. 2. Das Innere Afrikas hat zwei Jahreszeiten, die der Dürre, welche, streng genommen, unserm Winter gleichzuachten ist, und die Regenzeit, welche nur mit unserm Frühlinge verglichen werden kann. Beide stehen sich feindlich gegenüber; die eine vernichtet, die andere erzeugt; aber die erzeugende Kraft ist mächtiger als die vernichtende. Die erstere ist das Wasser, die letztere die Glut der Sonne und des aus Süden strömenden Windes. Das Wasser ist es, welches die Urwälder ins Leben rief, aber nicht das in Strombetten zusammengedrängte, sondern der während der Regenzeit unter Donner und Blitz, Sturm und Windsbraut aus den in grauenvolles Dunkel gekleideten Wolken herabstürzende Regen. Er ruft ein Leben hervor, von dem sich nur derjenige, welcher ein Land unter den Wendekreisen bereist hat, einen Begriff machen kann; er befähigt die seit Monaten dürstende, vom Strahle der Sonne zerklüftete Erde zu neuem Erzeugen. Märchenhaft übt er seine wohltätige Gewalt; wie ein mächtiger Zauberer tritt er auf, um die verödete Flur zum Paradiese umzuwandeln. Die ersten Tropfen wecken die Pflanzenwelt aus ihrem totenähnlichen Schlafe, in welchen sie vorher die herrschende Dürre versetzte; schon nach den ersten Güssen deckt ein grüner Teppich die früher verbrannte Erde;

6. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 241

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
241 Ein kleines Beispiel mag uns helfen. Denken wir uns, wir sollten von einer Ebene aus einen Hügel hinaufgehen. Der Hügel kann all- mählich oder steil ansteigen. Zwischen dem Punkt, wo wir hundert Meter über der Ebene stehen, und dem, wo wir zweihundert Meter über der Ebene stehen, kann eine lange oder eine kurze Strecke liegen. Die lange Strecke ist gleichbedeutend mit allmählichem, die kurze mit steilem Anstieg. In beiden Fällen sagt man, der Hügel steigt so und so viel Meter auf das Kilometer. Auch ein Zyklon hat seinen Anstieg, natürlich nicht den eines festen Hügels, aber den verschiedener Barometerhöhen. Das Barometer steht in einem Zyklon immer tiefer als außerhalb desselben. Der Unterschied zwischen dem niedrigeren Barometerstand an einem Orte und dem höheren an einem andern wird aber nicht nach Metem auf das Kilometer, sondern nach Millimetern auf das Zentimeter be- rechnet. Denken wir uns, zwei Barometer würden in zwei, fünf Kilo- meter voneinander entfernten Städten täglich beobachtet. An einem Tage wäre der Barometerstand genau derselbe, d. h. das Quecksilber in beiden stände gleich hoch. Dies bedeutet Windstille. Am folgenden Tage steht ein Barometer 5 Millimeter höher. Dies bedeutet ein wenig Wind. An einem andern Tage steht ein Barometer ein Zentimeter höher als das andere; das ist ein steiler Anstieg und bedeutet Sturm. Eines Tages steht ein Barometer gar vier Zentimeter höher — ein furchtbar scharfer Anstieg, der einen Wirbelsturm bedeutet. Solch große und rasche Wechsel innerhalb einiger Kilometer sind in den gemäßigten Zonen unbekannt, in den tropischen Gegenden da- gegen nichts Ungewöhnliches. A. Giberne (Das Luftmeer). 162. Das Lustschiff des Grafen Zeppelin am 4. und 5. August 1906. 1. Am 4. August 1908 trat Graf Zeppelin mit seinem Aluminium- luftschiff Nr. 4 die große Fahrt nach Mainz und zurück an. Das Deutsche Reich hatte sich bereit erklärt, ihm seine Erfindung abzukaufen, wenn sich auf dieser Fahrt die Leistungsfähigkeit seines Flugschiffes erprobte. Am frühen Morgen des 4. August war der Graf von der Ballon- halle in der Nähe von Friedrichshafen aufgestiegen, und sein Luftschiff flog in etwa 100 Meter Höhe über den Vodensee auf Konstanz zu. Die Bürgerschaft war hier früh aufgestanden und in großer Spannung. „Zeppelin kommt!" riefen die Alten und die Jungen, als man das Fahr- zeug erblickte, und das Hurra-Rusen und Tücherschwenken wollte kein Ende nehmen. Dietlcins Deutsches Lesebuch. Ausg. P. Teil Iii 3. Aufl. 16

7. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 243

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
243 Hunderte heran, um das Luftschiff, welches dicht am Ufer ruhte, zu be- trachten. Ihre Zahl wuchs von Minute zu Minute. Automobile, Fahr- räder, Dampfer und Eisenbahnzüge führten von allen Seiten Neugierige herbei. Und in der Tat, solange der Rhein seine Wogen meerwärts rollt, hat man auf ihm und an seinen Ufern niemals ein interessanteres Schau- spiel gesehen. Das Fahrzeug, welches hier aus der Luft niedergegangen, ist der Vorläufer eines neuen, großen Zeitalters. Nachdem fünf von den zwölf Begleitern des Grafen das Schiff ver- lassen hatten und alle überflüssigen und entbehrlichen Gegenstände als Ballast ausgegeben waren, stieg nach Eintritt der Nachtkühlung um 11 Uhr abends das Luftschiff wieder auf. Tausend herzliche Wünsche folgten ihm, und in einer halben Stunde wurde das Endziel der Fahrt, die Stadt Mainz, glücklich erreicht. Unverweilt machte Graf Zeppelin Kehrt, um rheinauswärts und schließlich über Stuttgart nach dem Bodensee zurück- zukehren. Es war ein großartiger Anblick, als der riesige Segler der Lüfte gegen 12 Uhr nachts wieder über Nierstein erschien. Tausende war- teten am Ufer des Rheins auf seine Rückkehr. Ein ungeheurer Jubel empfing die Reisenden. Ob der tausendstimmige Gruß da oben gehört wurde? Nein, denn das Gesurre der Schrauben übertönt selbst in der Stille der Nacht die Geräusche und Stimmen von der Erde her. Wie ani Tage dein Rhein, so folgte in der dunkeln Nacht das Niesen- schiff der erleuchteten Bahnstrecke. Bei Mannheim, angesichts der Tausende von Lichtern des riesigen Rangierbahnhoses, gewahrten die sieben Luftfahrer zu ihrem Schrecken eine neue Störung an der Maschinerie. Da schwand ihre Hoffnung, in tiefer Nacht Stuttgart zu überfliegen und am Morgen die Motor-Ballonhülle auf dem Bodensee zu erreichen. Wiederum stieg das Luftschiff gegen den Willen seines Führers in die Höhe: zuerst bis auf 1700, dann für eine kurze Zeit auf 1800 Meter. Der einzige Motor vermochte das Höhensteuer nicht mit der nötigen Kraft zu beeinflussen. Und doch ging's weiter, weiter unter den Sternen des Himmels, bis die Lichter da oben erloschen, eins nach dem andern, und fern am östlichen Himmelssaum aus goldenem Tor die Königin des Tages hervortrat und die weite Welt mit dem Airblick ihrer Schönheit erfüllte. Stuttgart! Es war 6 Uhr früh; aber in Erwartung der Rückkehr Zeppelins waren die treuen Schwaben, alt und jung, heute schon auf den Beinen, um ihrem ruhmreichen Landsmann, dem Eroberer der Lüfte, den Rorgengruß zu bringen. „Heil, Zeppelin! Heil! Heil! Fahr wohl!" Ein frommer Wunsch! Der leichte Südwestwind wird auf einmal stärker, zu stark für den einen Motor, der ihm entgegenarbeitet. Da mußte sich der kühne Luftschiffer entschließen, herabzugehen und zu landen. Wird es auf festem Boden gelingen? Glück ab! Glück ab! — Und siehe: leicht 16*

8. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 393

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
393 ungeheuren Sarge, wird es noch einmal gelingen, ihn zu sprengen oder zu lüften? Nein! heult der Sturm, der über die weiße Fläche jagt und mit Riesengewalt den Deckel niederhält, bis das zuckende Leben, das drunten im Schnee sich regt, verhaucht ist. So kommt der siebente Tag, und noch immer schneit und stürmt es ohne Unterlaß; da endlich tritt die Ruhe ein; der wind verstummt, -er Qimmel, der so niedrig war, daß man sich unter ihm schier bücken mochte, beginnt, sich wieder hoch und luftig zu wölben — das erste Blau, die erste Sonne glänzt; aber drunten liegt eine stumme, schnee- begrabene Welt. Der Winter hat seine Herrschaft erobert, und nun ist sie sein eigen; schweigend trägt die Natur das Joch, in stummer Ergebenheit fügen sich ihre Geschöpfe seiner grausamen wacht über Leben und Tod. So zieht der Winter ein in die Berge. 3. Erst jetzt tritt auch der wensch vor seine Tür und sucht wieder den weg ins Freie; denn während jener Sturmeswoche sah die Welt wie entvölkert aus: tagelang sah man niemand auf der pfadlosen Straße; der Bauer schloß sich in sein Gehöfte ein, wo die Weiber in der Stube spannen und die Wänner auf der Tenne draschen, daß der wind den einförmigen Taktschlag über den See trug. Jetzt aber gilt's vor allem, wieder den weg zu bahnen; groß und klein, alt und jung geht an die Arbeit, und als könnt' es nicht anders sein, legt' ich die Feder fort und griff zur Schaufel, wie die Nachbarn mit ihren Dirnen und Knechten. Die erste und schwerste Arbeit muß der Schneepflug tun, der mit acht, oft mit zwölf Pferden bespannt ist; bisweilen kommt es auch vor, daß zwanzig bis dreißig der stärksten Rosse zusammengetrieben werden, die nun bis an die Brust den Schnee durchwaten müssen und so eine Bahn ausstampfen, die dann erweitert und verbessert wird. Ununterbrochen ist nun der Fimmel klar und blau; kein Schnee fällt mehr, denn der härteste Frost beginnt, und so ist in einigen Tagen wenigstens die Bahn zwischen den nächsten Dörfern, die eine Stunde weit im Umkreise liegen, fertig. Der Bauer aber steht unter der Tür und reibt sich lachend die Hände: „Heut ist's kalt, das ist gescheit: da friert's meine Knechte recht, wenn sie nicht arbeiten mögen." Karl Stielet. 224. Zwei deutsche Berge. 1. Unter den zahlreichen Kegelbergen der Rauhen oder Schwä- bischen Alb im südlichen Teile des Schwabenlandes sind besonders zwei berühmt: der Hohenstaufen und der Hohenzollern.

9. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 443

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
443 den Kopf hält und mega, mega (halt an) ruft, dann verwandelt sich der Galopp in sausende Karriere. Ein sehr wohltuendes Gefühl! Die Räuber ließen sich nicht sehen; wie mir mein netter, brauner Leutnant sagte, würden sie schon vor Tagesanbruch ge- wußt haben, daß ich unter Bedeckung reiste, gewiß aber seien welche von ihnen unter den würdig aussehenden, stattlichen Bauern, die uns auf den Stationen aus den gestickten, bis zur Erde gehenden Schafpelzmänteln ohne Ärmel ernsthaft betrachteten und mit einem ehrenfesten „istem adiamek“ (gelobt sei Gott) be- grüßten. Die Sonnenhitze war glühend den ganzen Tag, ich bin im Gesicht wie ein Krebs so rot. Ich habe achtzehn Meilen in zwölf Stunden gemacht, wobei noch zwei bis drei Stunden, wenn nicht mehr, auf Anspannen und Warten zu rechnen sind, da die zwölf Pferde, die ich brauchte, für uns und die Bedeckung erst gefangen werden mußten. Dabei war vielleicht ein Drittel des Weges tiefster Mahlsand und Dünen wie bei Stolpmünde. 3. Um fünf kam ich hier an, wo ein buntes Gewühl von Ungarn, Slowaken, Walachen die Straßen belebt; Szolnok ist ein Dorf von etwa sechstausend Einwohnern, aber Eisenbahn- und Dampf- schiffstation an der Theiß. Die wildesten und verrücktesten Zigeunermelodien schallen mir ins Zimmer; dazwischen singen sie durch die Nase mit weit aufgerissenem Munde in kranker, klagender Molldissonanz Geschichten von schwarzen Augen und von dem tapferen Tod eines Räubers in Tönen, die an den Wind erinnern, wenn er im Schornsteine lettische Lieder heult. Die Weiber sind im ganzen gut gewachsen, einige ausge- zeichnet schön; alle haben pechschwarzes Haar, nach hinten in Zöpfe geflochten, mit roten Bändern darin; die Frauen haben ent- weder lebhaft grünrote Tücher oder rotsammetne Häubchen mit Gold auf dem Kopf, ein sehr schön gelbes, seidenes Tuch um Schulter und Brust, schwarze, auch azurblaue, kurze Röcke und rote Saffianstiefel, die bis unter das Kleid gehen, lebhafte Farben, meist ein gelbliches Braun im Gesicht und große, brennend schwarze Augen. Im ganzen gewährt so ein Trupp Weiber ein Farbenspiel, das Dir gefallen würde, jede Farbe am Anzug so energisch, wie sie sein kann. Ich habe nach meiner Ankunft um fünf in Erwartung des Diners in der Theiß geschwommen, Csardas tanzen sehen, be- dauert, daß ich nicht zeichnen konnte, um die fabelhaftesten Ge- stalten für Dich zu Papier zu bringen, dann Paprika-Hähndel, Stürl

10. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 431

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
431 Trondhjem, und steigt man aus den ziemlich finsteren, engen Tälern auf die Höhen, so wird es immer heller, je mehr der Horizont sich erweitert. Um Mitternacht, wenn in den gebirgigen Gegenden gegen Westen noch die Abendröte sichtbar ist, während die Morgenröte schon anfängt, einen hellen Sehein von Osten her zu verbreiten, lagert sich eine seltsame, gelblichgraue Dämmerung auf die ganze Gegend, die mit dem Nordlichte verglichen werden kann. Alles ist in eine gleichmäßige Dämmerung gehüllt, von gleich- mäßigem, fahlem Lichte beleuchtet. Kein Schatten ist sichtbar. In dem schattenlosen Dä7nmer scheine herrscht die feierlichste Stille. Die Häuser stehen klar vor Augen, in jedem Teile zu übersehen, aber keine Bewegung ist zu spüren. Die Hunde bellen nicht, die Vögel ruhen, alle Tiere u?id Menschen schlafen; nur das stets bewegliche Wasser stömt rieselnd die Berge herunter, und das Rauschen der Bäume säuselt fortdauernd in die erhabene Stille hinein. Aber von der eigentlichen arktischen Nacht erhält man auch in Trondhjem noch keine richtige Vorstellung. Am Polarkreise kann man die Sonne ein paar Wochen lang zehn Minuten vor Mitternacht unter den Horizont sinken sehen, ein gedämpftes Licht zurücklassend, als sei sie von einer Wolke verschleiert. Zehn Minuten nach Mitternacht steigt sie so ziemlich an dem- selben Nordpunkte wieder empor in erhöhtem Glanze. Während der kurzen Zeit ihres Verschwindens macht sich ein Nachfrost fühlbar, der durch ihre wiederkehrenden Strahlen sofort wieder verscheucht wird. Eine Tagereise weiter nordwärts, einen Grad innerhalb des arktischen Kreises, zeigt sich schon ein anderes Bild, wenn das Wetter schön und der nördliche Horizont wolken- frei ist. Die Sonnenscheibe, weniger rot als bei uns, senkt sich zum Horizonte nieder, bis sie ungefähr dreimal ihren eigenen Durchmesser von ihm entfernt ist; hier scheint sie ein paar Minuten stillzustehen, um sich dann wieder zu erheben und östlich vorwärts- zubewegen. Sonnenlicht und Hitze sind in solchen Nächten so stark, daß gewöhnlich Sonnenschirme in Gebrauch genommen werden. Ja, wenn die Luft unbewegt ist, kann man durch gewöhnliche Brenngläser in wollene Kleidungsstücke Löcher brennen oder Pfeifen anzünden; doch kann man die Sonne, wenn auch mit einiger Schmerzempfindung, im Auge behalten. 2. Je weiter nordwärts, um so höher ist der tiefste Punkt des Niedergang es der Sonne. Zu Tromsö bleibt sie in einer
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